Im Abstieg folgen drei bis fünf Abseillängen - je nach gusto. Die Abseilstrecken sind ca. 20m lang. Wir haben 70m Einfachseil. Hm. Wer rechnen kann und gelegentlich klettert, kann bereits eine gewisse Reizsituation erahnen. Ich mach's kurz. Erster Fehler: wir seilen nicht in die vermutlich weniger gefährdete Schlucht rechterhand ab, sondern folgen einer anderen Abseilschaft in die direkte Variante abwärts. Zweiter Fehler: wir entscheiden dort während der vorletzten Abseilfahrt, die letzte nicht einzuhängen, sondern an ihr vorbei zu fahren. Denn von oben sieht der 'Landeplatz' nach unseren 35m als abkletterbare Reststrecke von ca. 4hm aus. Aus der unmittelbaren Nähe jedoch entpuppt er sich als einzige Katastrophe: Karwendelbrösel ist ein Dreck dagegen. Wir machen uns in die Hosen, müssen uns aber irgendwie runterzittern. Hilft nix. Davon gehen wir aus. Bis, ja bis wir das Seil abziehen und dieses selbstverständlich 5m über uns hängen bleibt. Alles Zerren, Schwingen und Reißen bringt nix. Das Ding hängt bombenfest. Ich bin schon etwas abgestiegen und hab die Hosen schon randvoll. Da erbarmt sich Peter mit einem 'Jetzt reicht's mir. Gib mir meine Kletterschuhe! Scheisglump.' Ich kann nicht hinschaun, wie er über eine 3er-Rampe ohne Griffe und Tritte - weil nur Brösel - wieder nach oben steigt, dort heil ankommt, das Seil aufpickt, es am dortigen Abseilring (zum Glück an der gleichen Stelle) einhängt und damit schließlich auch mich aus meiner Vollehosensituation rettet. Ich danke ihm für diese couragierte Leistung! Hier seilt sich Peter zuletzt zu mir am Wandfuss herab. |